Im Japanischen bezeichnet „Muda“ eine sinnlose Tätigkeit. Überproduktion ist eine sinnlose Tätigkeit. Aufgrund der Kosten wird in der zerspanenden Fertigung aber oftmals mehr produziert, als aktuell benötigt wird. Grund dafür sind die Rüstkosten.
Muda, Mura, Muri ... was?
Das Toyota 3M Modell konzentriert sich auf die konsequente Beseitigung von Verschwendung (Muda), Unausgeglichenheit (Mura) und Überbeanspruchung (Muri). Das 3M Modell ist innerhalb des Toyota-Produktion-System (TPS) ein wichtiger Bestandteil. Quasi das Fundament.
Niemand will Verschwendung. Wenn die optimale Losgrösse aufgrund der Einrichtkosten höher ist, als der aktuelle Bedarf, wird jedoch oft überproduziert. Überproduktion ist eines der 7 Muda (vgl. Abbildung oben). Eines der ärgerlichsten Muda.
Es entstehen Lagerkosten, Lieferanten müssen zu früh bezahlt werden, maschinelle und personelle Ressourcen werden blockiert und technische Änderungen sind nicht mehr möglich. Blockierte Ressourcen führen zu einer unausgeglichenen Produktion, da die maschinelle oder menschliche Ressource andere, dringende Arbeiten, nicht ausführen kann.
Für den Abnehmer von Zerspanungsteilen sind Rahmenverträge oder Liefervereinbarungen ein Lösungsansatz. Es wird eine Abnahmemenge über einen grösseren Zeithorizont vereinbart und die Lieferungen erfolgen in kleinen Losen nach Bedarf. Für den Abnehmer ist damit die Verschwendung im ersten Augenschein beseitigt. Auf Seiten des produzierenden Lieferanten bleibt die Problemstellung aber bestehen. Das „Muda“ innerhalb der gesamten Supply-Chain ist erst beseitigt, wenn auch auf der Seite des Lieferanten keine Verschwendung betrieben wird.
Flexibilität durch Automation
Als Lieferant für CNC-Frästeile hat die Firma Pohland AG diese Problemstellung bei gleich mehreren 5-Achsen CNC-Bearbeitungszentren mit Automation gelöst. Während der Nacht arbeiten die Anlagen autonom und ohne Mitarbeiter. Tagsüber werden die Maschinen für neue Serienteile eingerichtet oder es werden Prototypen und Kleinstserien hergestellt.
Nach dem Pull-Prinzip werden von jedem CNC-Frästeil in den Nachtschichten nur jene Mengen produziert, welche aktuell benötigt werden.
Die Vorteile dieser schlanken Produktion (Lean Production) liegen auf der Hand:
- Technische Änderungen sind jederzeit möglich
- Kleine Lose zum Serienpreis
- Kaum Bestände beim Lieferanten und Kunden
- Freie Maschinenkapazitäten für dringende Aufträge
- Bedarfsgerechte laufende Kosten
Möglich wird diese Art der Produktion durch flexible Automation. Die Mitarbeiter an den Bearbeitungszentren steuern ihre Aufträge mit den an den Maschinen angeschlossenen Leitrechnern.
Dezentrale Steuerung mit Kanban
Die Steuerung der Pull-Produktion wird in der Regel mit einem Kanban-System gewährleistet. Ein beim Abnehmer installiertes Kanban-System löst die Produktions- und Lieferlose bedarfsgerecht aus. Dies führt zu einer „geglätteten“ Produktion, ohne Mura. Die Produktion ist ausgeglichen und besser „im Flow“.
Übergeordnet wird in der Praxis oft ein Just-Time-System (JIT) benutzt. Kanban wird in diesem Fall, auf der Seite des Lieferanten, zur Steuerung der Pull-Produktion verwendet.
Natürlich werden die Systeme in der IT abgebildet. Die Einbindung der Kundendaten ist bei der Pohland AG über das ERP-System (SAPB1) gewährleistet. ERP, MES und PPS dienen schlussendlich nur dazu, den Überblick nicht zu verlieren. Grundlage ist aber Muda, Mura, Muri.
Carsten Pohland
Geschäftsführer